Life Skills – Lebenskompetenzen

und Peer Education-Programm

Die schädlichen Auswirkungen des Konsums von Alkohol und anderen Drogen auf die nachhaltige Entwicklung sind in vielen afrikanischen Ländern zu beobachten, in denen die öffentlichen Sozial- und Gesundheitssysteme schwach sind. Bier, Wein und Spirituosen erobern die lokalen Märkte mit Hilfe der aggressiven Werbung der Alkoholindustrie. Gesetzliche Schutzmaßnahmen werden weitgehend nicht ergriffen, obwohl junge Menschen durch den Konsum von Alkohol und anderen Drogen besonders gefährdet sind. In einem von Armut und Arbeitslosigkeit geprägten Umfeld, das häufig mit familiären Problemen, sozialem Druck und mangelndem Bewusstsein für die Folgen des Konsums von Alkohol und anderen Drogen einhergeht, sind viele Jugendliche gefährdet, durch Alkohol und andere Drogen Schaden zu nehmen.

Als Reaktion auf die Notwendigkeit eines wirksamen Schutzes junger Menschen, die durch Alkohol und andere Drogen geschädigt werden, führen IBC und seine lokalen Partner- und Mitgliedsorganisationen ein „Life Skills und Peer Education“-Programm durch. Das ganzheitliche Präventionsprogramm richtet sich an benachteiligte Jugendliche und hilft ihnen, eine gesunde Lebensperspektive zu entwickeln. Indem verhindert wird, dass Jugendliche durch Alkohol und Drogen geschädigt werden, verringert das Programm Gewalt und Krankheiten wie HIV/AIDS in den Gemeinden und ermöglicht den Jugendlichen ein erfülltes Leben.

Interventions-Strategie

Der Life-Skills-Ansatz, der die Bildungsarbeit innerhalb des Programms prägt, basiert darauf, langfristig positive Verhaltensänderungen zu fördern. Über einen Zeitraum von einem Jahr werden die ProgrammteilnehmerInnen durch regelmäßige Schulungen zu Lebenskompetenzen darin geschult, die Zusammenhänge zwischen Sucht, HIV, Diskriminierung und (geschlechtsspezifischer) Gewalt zu verstehen und ihr eigenes Verhalten zu hinterfragen. Durch aktives „Selbstlernen“ und unter Anleitung ausgebildeter Lebenskompetenzbegleiter erwerben die Jugendlichen Alltagskompetenzen, die sie vor Sucht, Krankheit, Gewalt und Gruppenzwang schützen.

Das Programm richtet sich an Jugendliche in und ausserhalb der Schule, wie Straßenkinder, junge Arbeiter und Mütter im Teenageralter, aber auch an ihre Eltern und Gemeindemitglieder. Das Life Skills-Programm wurde 2010 im Tschad eingeführt, gefolgt von der Republik Kongo im Jahr 2013. Basierend auf den Erfahrungen in diesen Ländern wurden die Aktivitäten des Programms ausgeweitet und 2018 auf Togo und 2020 auf Tansania angepasst.

Life Skills – Lebenskompetenzen

In den wöchentlichen Life-Skills-Trainings helfen qualifizierte Trainer des Blauen Kreuzes den TeilnehmerInnen, Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein und Entscheidungsfähigkeit zu entwickeln bzw. zu verbessern. In den Schulungen erwerben die Jugendlichen eine bessere Kommunikationsfähigkeiten und lernen, Konflikte friedlich zu lösen. Die Life Skills-Sessions stärken die Jugendlichen emotional, sozial und wirtschaftlich, indem sie sie befähigen, Probleme zu lösen und mit Schwierigkeiten in ihrem Leben umzugehen. „Nein“ zu Alkohol und Drogen zu sagen, ist ein wichtiger Teil davon.

Darüber hinaus konzentrieren sich die Programmaktivitäten auf HIV/AIDS-Infektionen als mögliche Folge von Alkohol- und Drogenkonsum und motivieren die Schüler, über die Gleichstellung der Geschlechter in einem Umfeld nachzudenken, in dem patriarchalische Normen vorherrschen und Gewalt gegen Frauen und Mädchen weithin akzeptiert wird. Das Lernkonzept basiert auf aktivem „Selbstlernen“, um eine persönliche Weiterentwicklung zu ermöglichen. Jeder Teilnehmende nimmt für ein Schuljahr am Life Skills-Programm mit seinen wöchentlichen Schulungseinheiten teil.

Es werden auch Workshops mit Eltern und LehrerInnen abgehalten, um das Risiko des Substanzkonsums zu verringern und das Bewusstsein für die damit verbundenen Probleme zu schärfen. Sie lernen, wie sie junge Menschen am besten vor Schäden durch Alkohol- und anderen Drogenkonsum schützen und eine nachhaltige Verhaltensänderung herbeiführen können. Beispielsweise werden Eltern und LehrerInnen gewaltfreie Erziehungsmethoden aufgezeigt, die den Dialog mit den Kindern in den Mittelpunkt stellen (Positive Parenting).

Schliesslich wurden innerhalb des Programmes Überweisungs-Mechanismen für Opfer von Gewalt oder Drogenmissbrauch etabliert, sodass diese im Bedarfsfall professionelle medizinische, psychologische und rechtliche Betreuung erhalten. Die Mädchen-Selbsthilfegruppe für Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt hilft jungen Mädchen dabei, über ihre Erfahrungen zu sprechen und die Kultur des Schweigens zu brechen, die in vielen Ländern zu diesen Themen herrscht. Darüber hinaus bindet IBC Männer und Jungen aktiv in die Aktivitäten zur Gleichstellung der Geschlechter ein.

Peer Education

Ausgewählte TeilnehmerInnen haben die Möglichkeit, sich zu Peer Educatorn ausbilden zu lassen. Diese geben das, was sie in den Life Skills-Sessions gelernt haben, an andere Jugendliche – ihre Peers – weiter. Die Peer Education basiert auf der Vorbildfunktion und der Fähigkeit junger Menschen, durch Befähigung und Unterstützung zu Führungspersönlichkeiten und Akteuren des Wandels zu werden. Indem sie regelmässige Treffen und Aktivitäten mit anderen jungen Menschen durchführen, wirken Peer Educator als Multiplikatoren, die die Entwicklung sozialer und zwischenmenschlicher Kompetenzen in ihren Bezugsgruppen fördern. Auf diese Weise werden in den Gemeinschaften junger Menschen nachhaltige gesunde Verhaltensmuster gebildet.

Einbindung von EntscheidungsträgerInnen

Gleichzeitig arbeiten die Projektteams eng mit den lokalen Behörden, religiösen Führungspersönlichkeiten und den Medien zusammen. IBC beteiligt die Eltern und Verantwortlichen in der Gemeinde, um den Zugang junger Menschen zu Alkohol und anderen Drogen zu begrenzen und das Risiko des schädlichen Drogenkonsums zu verringern. Regelmässig werden Aufklärungskampagnen über die Gefahren des Alkohol- und Drogenkonsums in Freizeiteinrichtungen, Kirchen und in der Gemeinde durchgeführt.

Programm-Details
Ziele:
  1. Steigerung des Wohlbefindens von Kindern und Jugendlichen durch verbesserte Lebenskompetenzen
  2. Verbessertes Wissen von Kindern und Jugendlichen zu geschlechtsspezifischen Ungleichheiten und den Zusammenhang mit Alkohol- und anderem Drogenkonsum
  3. Stärkung der Zivilgesellschaft um gemeinsames Handeln zu fördern mit dem Ziel, schädlichen Konsum von Alkohol und anderen Drogen zu verhindern.
Aktivitäten:
  • Durchführung von interaktiven Life Skills-Sessions zur Bewusstseinsbildung und Stärkung der Lebenskompetenzen
  • Ausbildung junger Peer Educator, die ihre in den Life Skills-Sessions erworbenen Fähigkeiten an andere Jugendliche weitergeben
  • Sensibilisierungskampagnen und Sensibilisierung von Eltern, LehrerInnen und PolitikerInnen für die Gefahren von Alkohol und anderen Drogen.
Zielgrupe:

SchülerInnen weiterführender Schulen, Motortaxifahrer und Jugendliche ausserhalb des schulischen Kontextes zwischen 12 – 25 Jahren
Darüber hinaus arbeitet das Programm mit lokalen Führungspersönlichkeiten, LehrerInnen und Eltern zusammen.

Partner und Förderer:

Das Programm wird unterstützt von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA, Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA, HEKS, Durchführungspartnern, nationalen IBC-Mitgliedsorganisationen und privaten Förderern.

Budget:

1,2 Mio CHF für die aktuelle Programmphase

Partnerorganisationen
La Croix Bleue Tchadienne

La Croix Bleue du Togo

Blaus Kreuz Tansania

CTPAD – generation 5s

 

Erfolge
„Mein 13-jähriger Sohn nimmt seit einigen Monaten an den Treffen des Blauen Kreuzes teil. Er sprach oft mit mir über das Blaue Kreuz, aber ich hörte nur zu, ohne mich allzu sehr dafür zu interessieren. Eines Tages, als wir gerade essen wollten, rief ich ihn und bat ihn, mir Sodabi zu kaufen, was ich als Vorspeise vor dem Essen zu nehmen pflegte. Mein Kind weigerte sich zu meiner Überraschung hartnäckig und sagte zu mir: „Wir müssen Sodabi nicht als Vorspeise trinken. Beim Blauen Kreuz hat man uns Bilder von Menschen gezeigt, die vom Alkohol krank wurden, das ist schrecklich. Alkohol ist nicht gut. Wenn du weiter trinken willst, dann tu es ohne mich.“ Zuerst war ich schockiert, erkannte dann aber die Wahrheit in dem, was er sagte. Einige Zeit später informierte er mich über ein Elterntreffen in der Zentrale des Blauen Kreuzes. Aus Neugier machte ich einfach einmal mit. Bei dem Treffen lernte ich viel über die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Alkohol und anderen Drogen und darüber, wie ost Drogenkonsum Gewalt nach sich zieht. Nach dem Treffen, Ich traf eine Entscheidung:Ich konsumiere nicht länger Sodabi vor dem Essen. Ich bin überzeugt von dem positiven Einfluss, den das Blaue Kreuz auf mein Kind und auch auf mich hat.Ein grosses Dankeschön an das Blaue Kreuz!”

Frau Atchon, Blue Cross Togo, Lomé, 2020

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